Am 1. August 1926 im "Abel`schen" Saal kamen 44 von 70 Mitgliedern zusammen um eine freiwillige Feuerwehr zu gründen. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es bereits mehrere Jahrzehnte eine Pflichtfeuerwehr, deren Gründung sich aber leider nicht mehr feststellen läßt. Kamerad Franz Kühne erwähnt lediglich, dass er bereits seit 1893 der Feuerwehr aktiv angehört.
Im Aufbau der Wehr wurden damals 3 Züge mit den Führern August Warnecke, Wilhelm Fischer, Richard Kortegast und 2 Rotten unter Fritz Michels jr. und August Heine gebildet. Sie alle unterstanden dem Kommando des Feuerwehrhauptmanns Fritz Michels sen., Stellvertreter war Franz Kühne. Da es noch keine Sirene gab, erfolgte die Alarmierung im Brandfalle durch Hornisten. Sie sind noch vielen Einwohnern bekannt: 1. Hornist Linus Koschitzki, Dorfhornist Ferdinant Fulst.
Eine einheitliche Uniform gab es nicht. Man war stolz darauf, zumindest 52 Röcke zu haben. Den einzelnen Mitgliedern wurde empfohlen, die Unformstücke selbst zu beschaffen, um 15%ige Zuschüsse von der Landwirtschaftlichen Brandkasse zu erhalten. Auch die Gemeinde war bereit, einen Betrag hierzu zu leisten.
Außer den aktiven, bei der Brandbekämfung eingesetzten Mitgliedern, gab es damals auch Absperrmannschaften die keine Uniform trugen. Die finanziellen Verhältnisse der Gemeinde waren zu jener Zeit auch nicht die Besten, da ja gerade die Iflation überwunden war. So erklärt es sich auch, dass noch 1927 als jährliche Zuwendung an die Feuerwehr ein Betrag von 180 Reichmark im Etat ausgesetzt wurden. Der von den Mitgliedern zu zahlende Beitrag wurde auf den heute als unwahrscheinlich klingenden niedrigen Satz von 10 Pfennig monatlich festgesetzt. Umso härter waren die "Strafgelder" bemessen, für unberündetes Fernbleiben von der Übung im "Spritzenhaus" waren 50 Pfennig zu zahlen.
Als Löschfahrzeug diente eine pferdebespannte Feuerspritze, die notfalls für kurze Strecken von der Mannschaft gezogen werden konnte. Ihre Bedienung ist hinreichend bekannt, so dass auf Einzelheiten nicht weiter eingegangen wird.
Aber schon damals scheint man der Feuerspritze nicht genügend Respekt verschafft zu haben, denn um ihren Einsatz oder ihr Annähern zu melden, beantragte Kam. Ferdinand Barges 1927 eine Glocke am Fahrzeug anzubringen, was selbstverständlich auch geschah.
Schon damals pflegte man nicht nur den Dienst, sondern auch die Geselligkeit. 1928 äußerte man den Wunsch, ein Stiftunsfest zu feiern aber leider war kein Termin mehr frei, da jeden Sonntag ein Vergnügen auf dem Saal gewesen ist.
Die erste Bewährungsprobe musste die Freiwillige Feuerwehr am 19.09.1928 beim Brand der Scheune des Landwirts Bormann bestehen. Bei dieser Glegenheit wurde auch die Feuerspritze der Domäne erfolgreich mit eingesetzt.
1930 wurde in Wiedelah die Wasserleitung gelegt. Von Seiten der Feuerwehr wurde der Antrag gestellt, zur Vervollständigung des Feuerschutzes, möglichst viele Hydranten einbauen zu lassen. Diesem Wunsch entsprach man auch großzügig. Voller Stolz wurde vermerkt, dass nunmehr in einem Brandfall alle Häuser, bis auf das Krankenhaus (heute Altenheim), mit Wasser aus den Hydranten bekämpft werden können. Organisatorisch bedingt, wird nun ein besonderer Hydrantenzug gebildet und den damaligen Verhältnissen entsprechend ein mannschaftgezogener einachsiger Anhänger beschafft, auf dem auch die Schläuche mitgeführt wurden.
In der Folgezeit werden viele Übungen verzeichnet und an den ersten Wettkämpfen teilgenommen. Man ist auch eifrig und unermüdlich um die Sicherstellung eines Höchstmaßes an Feuerschutz bemüht. Die Wasserentnahme- und Löschwasserstellen werden festgelegt und ausgebaut. Löschwasser steht ja in ausreichenden Mengen zur Verfügung. Offene Anlegestellen sind die Ecker, der Gänsebach und die Domänenteiche. Daneben sind im Ort zahlreiche Brunnen vorhanden, die Recht ergiebig Grundwasser liefern. In den laufenden Übungen werden die ergiebigsten Brunnen ermittelt und als Anlegestellen im Norfall vorgemerkt.
Neben der Dorfspritze verfügte auch die Domäne über eine Feuerspritze. Die Domäne hatte also schon damals eine "Betriebsfeuerwehr". Die Mannschaft rekrutierte sich aber ausschließlich aus aktivenMitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr. Bei Brandeinsätzen stellten die Bauern und Landwirte nach einem Plan abwechselnd die Pferde für die Ortsspritze, die Domäne jedoch eigenen Pferde für die eigene Spritze.
In einem Tageseinsatz beim Brand der Scheune des Bauern August Bock am 05.04.1932 wird das Feuer rasch niedergekämpft und das angrenzende Wohnhaus vor den Flammen bewahrt. Schon bald danach, am 01.09.1933 wird die Feuerwehr erneut zum Einsatz beim 2. Brand der Scheune des Landwirts Bormann gerufen. Bei diesem Nachteinsatz können die angrenzenden Gebäude vor den Flammen geschützt werden. Mit den Feuerspritzen und Hydranten ist die Feuerwehr aber machtlos beim Brand der großen Scheune im Juni 1936. Die Scheune brantte vollständig aus.
1934 wurde das "Spritzenhaus" zum Feuerwehrgerätehaus umgebaut. Im gleichen Jahr wurde der bisherige Feuerwehrhauptmann Fritz Michels sen. durch Richard Kortegast als Wehrführer abgelöst. Die gesamte Wehr musste vereidigt werden und erhielt von da an eine einheitliche Uniform. Im Jahr darauf wurde die Freiwillige Feuerwehr als Einheitswehr im Löschverband Vienenburg zusammengeschlossen. Sie erhielt den Charakter einer Feuerlöschpolizei.
In den nun folgenden Jahren - vom Übungs-Drillen und Wettkämpfen abgesehen- war die gesamte Ausbildung vom sich abzeichnenden politischen Geschehen gekennzeichnet. Gott zur Ehr - Dem nächsten zur Wehr.
Von der ursprünglichen Aufgabe des Feuerschutzes, wandte man sich mehr dem zu erwartenden Lutschutz zu. Von der Luftschutzsirene wurde der Dorfhornist abgelöst. Die Feuerspritzen waren den kommenden Aufgaben nicht gewachsen. Sie mussten einer Magírus-Motorspritze in einem mannschaftsgezogenen Anhänger weichen. Die Feuerspritzen sollen ins Sudetenland abgegeben worden sein. Über ihren Verbleib ist nichts bekannt.
1939 bricht der zweite Weltkrieg aus. Zum Glück wird in den Kriegsjahren der Ort von Bränden und Luftangriffen verschont aber oft genug ruft die Sirene bei Tag und Nacht die Männer der Feuerwehr zum Einsatz nach Braunschweig, Hildesheim oder Hannover. Bei einem Bombenangriff im Jahre 1943 ruft der Einsatz nach Dorstadt und Ohrum.
Entsprechend der ursprünglichen Einteilung bei Gründung der Wehr, hält sich jeweils ein Zug für solche Einsätze bereit, die anderen Züge müssen ggf. im Heimatort greifbar sein. Für die Einsätz bei Fliegeralarm in der Umgebung und bis Braunschweig stellte die Domäne der Feuerwehr einen Trecker mit einem Gummiwagen, auf den die Schläuche mit der TS gepackt wurden, zugleich Platz für die Mannschaft. Für die Einsätze in Hildesheim und Hannover, stellte Wilhelm Brinkop seinen Kleinlastwagen.
Die Männer der Wehr, gemessen an die heutige Zeit, mussten oft unmögliches leisten und viel Entbehrungen auf sich nehmen. Glücklicherweise überstanden alle die Einsätze in Nah und Fern ohne Verluste.
1945 atmet man auf. Endlich hat der Krieg ein Ende, die Nächte werden durch das Sirenengeheul nicht mehr unterbrochen. Von den zum Kriegsdienst eingezogenen Mitgliedern der Feuerwehr kehrten vier Kameraden nicht zurück.
Im Zuge der Entmilitarisierung hatten die Besatzungstruppen zunächst alles beschlagnahmt. Zur Sicherstellung des Feuerschutzes erhielt daher die Feuerwehr die Magirus Motorspritze zurück. Am 02.11.1945 traf man sich zur ersten ordentlichen Versammlung nach dem Krieg. Die Dienststunden wurden wieder regelmäßig aufgenommen. Franz Bolik, seit Gründung der Wehr aktiv und in besonderem Maße tätig, übernimmt als Gemeindebrandmeister die Führumg der Wehr bis zum 20.01.1964. Zu seinem Nachfolger wählt die Wehr Franz Warnecke der dieses Amt bis 1985 bekleidet. Die Mitgliederzahl ist schon auf weit mehr als 100 Mitglieder angewachsen.
Viele Männer stellen sich für den aktiven Dienst zur Verfügung. Immer neue Erkenntnisse in der Brandentstehung und -bekämpfung verlangen nicht nur Übung, sondern auch spezielle Schulung. Die Ausbildung im Allgemeinen wird verstärkt betrieben. Neben dem Feuerschutz , muss die Feuerwehr auch im Katastrophenschutz einsatzbereit sein. Durch neue Baustoffe und Heizsysteme, müssen die herkömmlichen Bekämpfungsmittel um spezielle Einsatzgeräte wie Schaum-und schwere Atemschutzgeräte erweitert werden. Dazu reicht die örtliche Ausbildung nicht mehr aus. Mit finanzieller Unterstützung des Landkreises werden nicht nur die allseits verbesserten Schutz-und Bekämpfungsgeräte beschafft. Auf breiter Basis wird die Ausbildung auf Kreisebene betrieben. Regelmäßig werden auch seit Anfang der 70er Jahre Lehrgänge an der Feuerwehrschule in Celle belegt. Für spezielle Lehrgänge werden Schulungen von der Bergrettungsstelle Clausthal-Zellerfeld durchgeführt.
Im Zuge der technischen Vervollkommnung wird 1956 eine TS 8 VW beschafft. 1964 folgt die TSF Ford. Durch die Aussiedlung der Domäne werden in der gesamten Feldmark , weit vom bisherigen Ort entfernt, eine Anzahl verstreut liegender Aussiedlerhöfe oberhalb des Wolterberges errichtet. Um auch jetzt einen ausreichenden Feuerschutz zu gewährleisten, wird unter großer Anteilnahme der Bevölkerung am 21.03.1970 ein damals hochmodernes Löschfahrzeug LF 8 der Feuerwehr übergeben (Bilder der Fahrzeugübergabe in der Galerie). Zur Sicherung der Löschwasserversorgung in den oft trockenen Sommern, werden in den Jahren 1970 - 1974 2 Staustufen in der Ecker errichtet und auf den Marktplätzen bzw. In den Pappeln 50 - 60 cbm fassende Zisternen gebaut. Als nächste technische Erweiterung, wird die Wehr noch mit Funksprechgeräten ausgerüstet.
Die vorstehend aufgezeigte personelle und technische Vervollkommnung, hat letztlich dazu geführt, dass insbesondere ein reger Zustrom jüngerer Kameraden zu verzeichnen war. So kann die Wehr 1975 einen Mitgliederstand von 162 aufweisen, von denen sich 38 aktiv beteiligen.
Bei dem aufgezeigten guten Ausbildungsstand und dem Höchstmass an technischer Perfektion, war es nicht verwunderlich, dass bei dem Schadenfeuer in der Nacht zum 24.09.1971 nur das Stallgebäude zum Wohnhaus "An der Ecker 4" ausbrannte. Innerhalb kurzer Zeit, war die Wehr zur Stelle und konnte das dicht angrenzende 4-Familienhaus schützen.