Aus der Geschichte unseres Heimatdorfes
Der Ortsname Widenla wird erstmals im Jahre 1312 in einer Urkunde des Domstiftes Goslar erwähnt. Aus den Silben Widen = Weiden und la = Wald wird die Vermutung hergeleitet, daß es sich um eine Siedlung um 400 n. Chr. in einem Weidenwald gehandelt haben muß.
Die geografische Lage des Ortes - im Niederungsgebiet der Oker, dem Einmündungszufluß von Echer und Radau - zwischen dem steilaufragendem Harly im Westen (256m) und dem Finkenherd mit anschließendem Hausberg (zwischen 30 und 40m) im Osten läßt bei eingehender Betrachtung im Geiste einen rießigen Weidenwald im weitverzweigten Sumpfgebiet der drei vorgenannten Bergflüßchen ahnen. Wie mag es zur Zeit einer Schneeschmelze hier ausgesehen haben?
Zur Karolingerzeit (8.Jh.) führte dann ein Weg durch dieses Sumpfgebiet von Goslar kommend nach Osterwieck über Stötterlingen. Zur Wegsicherung könnte um 800 n. Chr. ein festes Haus errichtet worden sein, da man zu einer späteren Zeit eine "Burg" auf jeden Fall errichtet hätte; denn noch heute lassen sich Reste einer sächsischen Wallburg dort feststellen.Das vorbezeichnete Haus war dann entscheident für das Werden und Wachsen des späteren Ortes. Bedeutungsvoll ist dann der Kauf des "Hus to dem Widenla" am 03.06.1341 . Ein Nachkomme Heinrich d. Löwen, Bischof Heinrich III. erwirbt von den Gebrüdern von der Gowisch für 1800 Mark lötigen Silbers das Haus mit allen Zubehör und unter anderem auch den 10 Minuten von der Burg entfernt liegenden Ort Detlingerode.
Die Oker, bisher Grenze zwischen den Bistümern Hildesheim und Halberstadt, wird hier in der Gegend erstmals überschritten. Bischof Heinrich III. ist es noch heute zu danken, daß fast 600 Jahre später an unserer östlichen Gemarkungsgrenze eine schier unüberwindliche Grenze zwischen zwei Weltanschauungen gezogen wird und somit letztlich Wiedelah in die westliche Hemnisphäre gelangt.
Das "Hus to dem Widenla" wird vom Bischof zu seiner östlichen Grenzfeste angebaut und durch die Jahrhunderte hindurch zu Lehen gegeben. Die bekanntesten unter den Lehensgeschlechtern waren die Herren von Bock, von Salder, von Schwiecheldt und die von Quitzow.
Der Ausbau des festen Hauses zu einer Grenzfeste bedingt eine Ansiedlung von Knechten und Soldaten mit ihren Familien. So wird in der Mitte des 14. Jahrhunderts zunächst die Pfarrkirche nahe der Burg errichtet, wo sie noch bis auf den heuitgen Tag steht. In kurzem Zeitabstand müssen sich dann Einwohner des Dörfchens Detlingerode rings um die Burg und Pfarrkirche angesiedelt haben siehe Bild links); denn zum Ende des 15. Jahrhunderts wird der Ort Detlingerode bereits als wüst (nicht mehr vorhanden) bezeichnet. Bis vor wenigen Jahren erinnerte noch eine mächtige Eiche - die Königseiche - (siehe Bild rechts) nahe des Ortes Wülperode (heute Dreirode) an den Platz, an dem einst die Kirche von Detlingerode gestanden haben soll.
Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, sah Wiedelah in der Folgezeit verschiedene Geschlechter als Pfandinhaber. Unter den Schwicheldts entwickelte sich ein 'arges Räubernest' gegen das man im Jahre 1427 in einer großangelegten Fehde zu Felde zog. Die Belagerer hatten in einem strengen Frost im März 1427 einen guten Verbündeten, so daß sie die Burg - ihren natürlichen Wasserschutzes beraubt - erstürmen konnten. Fast 100 Jahre später verbreitet die Stiftsfehde (1519 - 1523) Not, Schrecken, Elend und Armut über dasa Hildesheimer Land. Durch den ungünstigen Ausgang für den Bischof gehen Burg und Amt Wiedelah an Herzog Heinrich den Jüngeren von Braunschweig / Wolfenbüttel verloren. Nach über 100-jährigem Bemühen kehrt Wiedelah 1643 durch den Haupt-Restitutions-Rezeß wieder an das Fürstbistum Hildesheim zurück. Zu dieser Zeit saß auf Burg Wiedelah das Geschlecht der von Quitzows (1569 - 1648), die die Burg selbst ausbauen ließen und den Grundbesitz durch Ländereiankauf vergrößerten. Während des 30-jährigen Krieges fiel Wiedelah am 09.01.1626 nach zweitägiger Belagerung durch die Truppen Wallensteins in kaiserliche Hand, aber bereits am 29. Juli wurde Wiedelah durch dänische Truppen besetzt, nach der Schlacht bei Lutter a. Bbg. zogen die kaiserlichen Truppen wieder in die Burg ein.
Nach dem Kriegsende wurde das zerstörte Amtshaus (heute Hof Geisler) - seit 1341 Sitz der Amtsverwaltung für die Dörfer Wiedelah, Lengde, Beuchte, Wehre, Weddingen und Immenrode - wieder aufgebaut. Nach der Pfarrchronik wird die Pfarrkirche 1648 notdürftig hergerichtet, nachdem gleichfalls im 30-jährigen Krieg der große viereckige massive Turm niedergelegt war. Der Fürstbischof verfügte im Gegensatz zu den umliegenden Dörfern auf seiner 'Amtsfreiheit' in der Amtspfarrei die Einführung der katholischen Religion und ließ fortan die Domäne durch einen Drost verwalten.
Die umliegenden selbstständigen Dörfer hatten einen Bauermeister (Bürgermeister). In Wiedelah wurde erst nach dem Reichsdeputationshauptschluß (Säkularisation) die Besitzung der Burg in eine Staatsdomäne umgewandelt und ab diesem Zeitpunkt ein Bauermeister gewählt.
Die Besiedlung der Amtsfreiheit ist dann im 17. und 18. Jhd. zügig vorangeschritten, wie die alten Assecuranznummern (Versicherungsnummern) erkennen lassen.
Im Jahre 1741 sah sich der damalige Pfarrer zu Wiedelah, der Augustiner-Chorherr zu Grauhof, Franz Vinzens Bruns geneigt, ein steinernes lebensgroßes Standbild des Hl. Johannes von Nepomuk am Rande des Dorfes aufstellen zu lassen. Es ziert noch heute die Dorfmitte am Rande des erstmals einen großen Dorfangers.
Nach den Befreiungskriegen fiel durch die Abmachung des Wiener Kongresses Wiedelah an das neugegründete Königreich Hannover. 1866 wurde Hannover durch Preußen annektiert und es kam wieder in preußische Verwaltung der Domäne des Landes Niedersachsen . Seit der Säkularisation fast ununterbrochen verpachtet - zuletzt an drei Generationen der Familie Heine - wurde 1962 die Domäne aufgesiedelt. So entstanden seit dieser Zeit die Aussiedlerhöfe in der Gemarkung Wiedelah.
1866 wurde am Hange des Harliberges ein Kailschacht getäuft. Hier fanden viele Einwohner Arbeit und Brot. Es war weit und breit der einzige Industriezweig. Viele Männer waren bei der damaligen Reichsbahn auf dem großen Rangier- und Verschiebebahnhof beschäftigt. Umso schmerzlicher traf es den Ort, als am 08. Mai 1930 durch einen Wassereinbruch alle Kalischächte (I - III) absoffen. In der Folgezeit war manche Familie gezwungen abzuwandern.
Zwischen 1918 und 1924 wurde der Bahndamm um Wiedelah angelegt (siehe Bild). Hier wurde ein Durchstich durch den Finkenherd vorgenommen an dem sich eine alte Burganlage befand.
Über hundert Jahre bis zum Jahr 1964 hatte Wiedelah eines der größten und modernsten Krankenhäuser im Umkreis. Seit 1964 wird dieses als Seniorenheim genutzt, zunächst von Ordensschwestern geführt, später dann in private Hände übergeben. Das Bild unten entstand in den 20 er Jahren.
Nach dem Flüchtlingsstrom der Jahre 1945/46 nahm die Einwohnerzahl fast um das doppelte zu. Die Wohnungsnot machte sich erschreckend bemerkbar. So sah man innerhalb weniger Jahre die Siedlung im Krug- und Osterkamp wachsen, wo schon 1937 die ersten Siedlungshäuser entstanden waren.
Im Juni 1958 erlebte Wiedelah eines der schwersten Hochwasser der Neuzeit. Sintflutartige Rgenfälle ließen Oker und Ecker, Mühlgraben und Gänsebach über die Ufer treten und machten Wiedelah zu Klein-Venedig. Auf dem gezeigten Bild ist zu erkennen wie die Bäckerstraße und Amtsstraße incl. des ehem. Gerätehauses unter Wasser standen.
Im Jahre 1961 wurde nicht nur in Wiedelah, sondern in der gesamten Bunderepublik ein neues Kapitel geschrieben. In Berlin wurde die Mauer errichtet und auch in unserem Grenzabschnitt ein Zaun gezogen. Vorher war es möglich mit einem Pass die Grenze zur DDR, zu überqueren. Dies war ab sofort nicht mehr möglich und Wülperode war für uns Wiedelaher nicht mehr erreichbar.
In den nun folgenden Jahren erlebte Wiedelah einen wahren Bauboom.
So wurde Anfang der 60 er Jahre das evangelische Gemeindehaus errichtet.
1965 enstand das Neubaugebiet Zelterstraße, was im Jahre 1967 fast komplett erschlossen und bebaut war.
1967 wurde der Ausbau der Wülperoder Straße vorgenommen und in diesem Zuge der Neubau einer Brücke über die Ecker.
Für die Bauphase wurde eine Behelfsbrücke in Höhe der ehemaligen Eckerklause errichtet.
1968 machte auch der Fortschritt vor Wiedelah nicht halt. Es wurde mit dem Bau einer Kläranlage begonnen und jede Straße an die Kanalisation angeschlossen. Dies war das endgültige aus für die "Plumsklos".
Ebenfalls im Jahr 1968 wurde der Spatenstich für die Autobahnbrücken über die Oker vorgenommen.
Diese Arbeiten dauerten bis in das Jahr 1971. Nach Fertigstellung konnte die A 395 von Bad Harzburg bis Wiedelah durchgängig befahren werden.
Für diese Bauarbeiten wurde natürlich eine enorme Menge Kies und Beton benötigt und so kam es dazu, dass die Berliner Firma Kemmer ein Kieswerk und Betonwerk auf dem ehem. Gelände des Sägewerks Meyer errichtete. Von hier wurde der Kies, wegen seine hohen Güte bis nach Hamburg und Berlin verkauft. Da das Abbaugebiet zur Neige ging, wurde 1987 die Produktion eingestellt und das Kieswerk demontiert. Der durch den Kiesabbau entstandene See ist heute eine Naturschutzgebiet in dem sich viele seltene Vögel und andere Tiere angesiedelt haben.
Im Jahre 1979 entstand das letzte von der Stadt Vienenburg in Verantwortung genommene Baugebiet, die Silcherstraße. Diese wurde zunächst bis zur Hälfte erschlossen und mit einem Wendekreis versehen. Wegen der hohen Nachfrage an Bauplätzen wurde der zweite Abschnitt 1983 erschlossen und auch sehr schnell bebaut.
In den nächsten 10 Jahren wurde es ruhig in Wiedelah, es wurden keinerlei größere Baumaßnahmen vorgenommen und auch von Katastrophen blieben wir weitgehend verschont.
Nun kam das Jahr 1989 und mit ihm das wohl geschichtsträchtigste Datum der Nachkriegszeit. Am 09. November 1989 fiel die Mauer in Berlin und auch in Wiedelah machten sich einige Personen in der Sylvesternacht zur Grenze auf und schnitten ein Loch in den Zaun. Auf der gegenüberliegenden Seite warteten schon einige Bürger aus Wülperode und es wurde gemeinsam in der Ecker Klause in Wiedelah ein rauschendes Fest gefeiert. Anschließend stiegen die Wülperöder durch das Loch im Zaun zurück und es wurde von den Grenztruppen der DDR wieder verschlossen. Unten auf dem linken Bild sieht man denjenigen, der das Loch in den Zaun geschnitten hat. Auf dem linken Bild sind Wiedelaher und Wülperöder, die bei der "unerlaubten" Grenzöffnung dabei waren. Wie zu sehen auch die beiden Bürgermeister Bienert und Klamert.
Erst am 10.02.1990 wurde der Zaun endgültig entfernt und die Straße Richtung Wülperode gebaut.
Im Anschluss wurde gemeinsam in Wülperode im ehemaligen Eckerkrug die Grenzöffnung gefeiert.
Seit 1995 wurde ein alter Brauch in Wiedelah wiederbelebt. Ein Strohbär wird von einer Gruppe mit lautem Getöse durch das Dorf getrieben.
Hierbei wird Geld gesammelt, was für wohltätige Zwecke im Dorf bestimmt ist. Bis heute wurden viele tausend Euro gesammelt, z.B. für Kindergarten, Schule, Seniorennachmittag und zur Verschönerung des Marktplatz.
1996 entstand eine neue Turnhalle, da die alte zu klein und sehr baufällig war. Die alte Halle wurde abgetragen und auf Ihren Fundamenten das heutige Sportheim vom FC Wiedelah in Eigenleistung errichtet. Dieses wurde 2007 vom FC an die Stadt übergeben und im Februar 2008 vom WSV Wiedelah übernommen.
Der Grundstein der neuen Holzbrücke, über die Ecker wurde im Jahr 1998 gelegt. Hierzu hatte Lothar Engler die Idee und auch selbst als Motor den Hauptteil der Planung und Ausführung erbracht. Ihm zur Seite standen viele Helfer aus fast allen Vereinen und Institutionen des Dorfes. Die Brücke wurde zunächst an Land erbaut und anschließend mit einem Kran auf die neuen Fundamente gesetzt, danach erfolgte das eindecken des Daches und die Montage des Boden. Auf den folgenden Bildern sehen wir den Erbauer bei der Arbeit, das Auflegen der Brücke auf den Fundamenten und auf Bild Nummer 3 die alte und neue Brücke im Einklang. Die alte Brücke wurde wenig später demontiert. Noch heute kann man die alten Betonfundamente erkennen.
2001 wurde das Neubaugebiet Im Erln von einem privatem Investor erschlossen und auch innerhalb von 2 Jahren bebaut.
Seit dieser Zeit wartet Wiedelah vergebens auf einen Investor, der ein weiteres Baugebiet erschließt. In Planung war eine Parallelstraße zur Silcherstraße, von der der damalige Investor kurzfristig abgesprungen ist.
Nach heftigen Regengüssen trat im Juli 2002 die Ecker am Schleusendamm über die Ufer. Das Wasser lief von hinten durch die Eisenbahnbrücke am Finkenherd in den Ort. Weiterhin wurde auch die Siedlerstraße und der Osterkamp überflutet und es liefen etliche Keller voll. Daraufhin wurde im komenden Jahr der Schleusendamm erhöht und einige Bäume aus der Ecker entfernt, damit das Wasser ungehindert abfließen kann.
Am 01.05.2003 wurde das erste Mal ein Maibaum auf dem Marktplatz aufgestellt. Aus Spendengeldern die beim Strohbärenumzug gesammelt worden sind, wurde der 10 Meter hohe Baum gekauft und ein Gestell für die Maikrone angefertigt. Weiterhin wurde ein Fundament ausgehoben und eine Hülse einbetoniert, damit ein fester Stand gesichert ist.
Seit diesem Tag, wird jedes Jahr ein Walpurgis-und Maifest von verschiedenen Vereinen aus dem Dorf organisiert, dass weit über die Grenzen Wiedelahs bekannt geworden ist.
Die Feuerwehr stellt jedes Jahr aufs neue den Baum mit viel Beifall der Gäste auf.
Aktualisiert ( Mittwoch, den 18. Juni 2014 um 09:58 Uhr )